Schreibt man heutzutage noch Trauerkarten?

by - Juli 13, 2018


Ich finde ja. Unbedingt.
 
Noch vor einem halben Jahr wäre meine Antwort nur halb so überzeugend gewesen. Eher ein "Ja, aber... " Meistens habe ich keine Karte geschrieben, aus Angst etwas Falsches zu Schreiben. Oder weil ich keine tröstenden Worte fand.
 
Was schreibt man denn einem Menschen, wenn er jemandem verloren hat? Gibt es überhaupt passende Worte?" Nicht immer, trotzdem kann man sein Mitgefühl ausdrücken, indem man vielleicht schreibt: Uns fehlen die Worte. Wir denken fest an euch.


  
Wir haben zum Abschied unserer Mutter unglaublich viele Karten erhalten. Gerade in den ersten Tagen habe ich die mitfühlenden Worte aufgesogen wie ein nasser Schwamm. Das Unfassbare Schwarz auf Weiss lesen, half zu realisieren, dass sie nicht mehr da ist. Viele Karten haben mich zu Tränen gerührt. Ich war überwältigt von all den vielen Menschen, die Anteil nahmen. Besonders zu Herzen gingen mir jene Worte, die etwas über unsere Mutter erzählten. Anekdoten, Erlebnisse, Gefühle oder die Art und Weise wie unsere Mutter von anderen Menschen wahr genommen wurde. Sie sind wie ein kostbarer Schatz an Erinnerungen. Auch wenn es weh tut, helfen sie die Trauer zu ertragen und zu verarbeiten. Darum möchte ich euch unbedingt ermutigen, Trauerkarten zu schreiben.
 
 
Bei der Auswahl der Karten muss es nicht unbedingt eine typische Trauerkarte sein. Ein schönes Foto auf einer schlichten Karte wirkt vielleicht kraftvoller, alles eine die Grau in Grau daher kommt.
 
In diesem Sinne hier ein paar Anregungen
 
-  schreiben, wie man die verstorbene Person wahr genommen hat
- Erinnerung aufschreiben
- positive Merkmale aufschreiben
- eventuell ein Foto beilegen
- vielleicht ein passendes Gedicht dazu legen
-auch schreiben, wenn dir die Worte fehlen
-auch später noch schreiben, wenn man im Moment überfordert ist
 
Mit einer Trauerkarte lässt man seine Mitmenschen wissen, dass man an sie denkt, dass man mitfühlt. Erinnerungen sind wie Grashalme der Hoffnung und spenden viel Kraft, auch wenn es zuerst schmerzt diese zu lesen. Aber Erinnerungen sind das Einzige was uns bleibt.
 
Liebe Grüsse Paula


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6 Liebe Worte

  1. Liebe Paula,

    MERCI.

    Ich finde deinen Post sehr schön und auch hilfreich. Ich schreibe eigentlich immer eine Karte. Oft bin ich aber nicht ganz sicher, ob das wirklich so gut ankommt. Grad ein Foto zum Beispiel habe ich mich nicht getraut rein zu legen. Ich dachte immer, dass das den Schmerz noch grösser werden lässt. Meistens schreibe ich einen Erinnerungsspruch in extra schöner Schrift (Lettering) und noch einige Zeilen dazu.
    Du hast das ganze Thema verständlich und schlicht zusammengefasst. Mir hilft dein Post.
    Herzliche Grüsse Simone

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    1. Trauer ist sehr individuell und ich habe vorallem von meinen eigenen Erfahrungen geschrieben. Da ich aber immer wieder in Kontakt mit Trauernden bin, denke ich, das meiste passt so.

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  2. Mir geht es wie dir - als unsere Mutter starb, waren die vielen schönen Karten und die tröstenden Worte Seelenbalsam. Trauerkarten habe ich schon immer geschrieben - aber inzwischen getraue ich mich persönliches (über die verstorbene Person) oder über gemeinsam erlebtes zu schreiben. Das kommt immer gut an. Danke für diesen schönen Post und deine Inspirationen! Es guets Weekend und herzlichste Grüsse Rita

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  3. Wie das Wort es beschreibt: Wir nehmen Anteil aneinander - was in unser technokratischen Zeit wichtiger denn je geworden ist. Liebe Paula, Du hast die Trauer, die Gefühle und den Umgang damit sehr mitfühlend in dem kleinen Leitfaden zusammen gefasst.

    Ein herzlicher Sonnengruß... zum Mittwoch von Heidrun aus Augsburg

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  4. Hm die gleiche Fragen haben wir uns neulich auch gestellt. Wärend einer unserer letzten Afrika Reisen ist ein alter guter Freund von uns verstorben und ich wusste auch wirklich nicht was eine angemessene Reaktion auf diese Nachricht seien sollte, zumal wir nur noch wenig Kontakt hatten.Hast da einen tollen Artikel geschrieben.Grüße Tammy

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  5. Danke- ich denke, dass eine Karte/ Brief/ Foto/ ein paar Erinnerungen immer auf eine Art helfen. Auch wenn jemand im Moment "ueberfordert" ist, so kann es spaeter auch nocht helfen oder sogar eine kleine Freude sein, wenn man etwas ueber die/ den Verstorbenen lesen kann.
    Da wo ich wohne (nach juedischer Tradition) wird eine Woche lang zu Hause "gesessen" (da, wo der Verstorbene wohnte oder bei einem engen Verwandten)- da kommt extrem viel Besuch um die Trauernden nicht alleine zu lassen. Es wird viel Essen gebracht und vorallem viel ueber den Verstorbenen geredet, Fotos werden angeschaut etc. Das kann eine schwere Zeit sein, aber extrem hilfreich fuer die Verarbeitung.

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Herzlichen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast, ein paar liebe Worte da zu lassen.