Kurz.ge.schich.te No°39 {Un.Sinn}
Bei meinem letzten Beitrag habe ich kurz erwähnt, dass ich die vergangenen Wochen viel geschrieben habe. Nun will ich euch doch noch etwas mehr darüber erzählen. Schon viele Jahre habe ich den Traum, einmal ein Buch zu schreiben. Im Frühjahr hatte ich unverhofft eine Idee dazu. Ein Buch über den Lockdown und die damit verbundenen Massnahmen und Emotionen. Denn sind wir ehrlich, irgendwann werden meine Kinder fragen: "Mami, wie war das damals, während diesem Lockdown?" Bis dahin werde ich vermutlich viele Details vergessen haben. Da ich meine Eltern und Grosseltern nicht mehr habe, wurde mir einmal mehr bewusst, wie vergänglich Erlebtes ist. Wie schnell wir vergessen, oder keine Möglichkeit mehr haben, jemanden zu fragen, wie dies oder jenes damals war.
Ich habe während der Zeit der Quarantäne viel Erlebtes zu Papier gebracht. Im Mai entstanden aus diesen Notizen und Tagebucheinträgen unzählige Kurzgeschichten. Die ersten dreissig habe ich an vier Testleserinnen gesendet. Das positive Feedback zu den verfassten Episoden hat mich motiviert, weitere Kurzgeschichten zu schreiben. Bis Ende Sommer waren es sage und schreibe 103 Stück. Ein ganzes Buch, bestehend aus 140 Seiten und 17'000 Wörtern. Im Juli habe ich ein neues Instagram Profil eröffnet, um mich mit anderen Schreibenden auszutauschen. Unter paula_schreibt teile und sammle ich Ideen für das weitere Vorgehen meines Buches. Mitte September habe ich das ganze Manuskript an elf weitere Testleserinnen gesendet.
Dann kam das kribbelige Warten, ob die Erzählungen jemandem gefallen. Seither habe ich viele positive Rückmeldungen erhalten. Diese wiederum haben mich motiviert, mein Buchprojekt an einige Verlage zu senden, mit der Frage, ob sie es veröffentlichen würden. Wie gross die Chance ist, dass es gedruckt wird, weiss ich nicht. Aber eins weiss ich genau, egal ob es verlegt wird oder nicht, ich habe mein Ziel erreicht und ein Buch geschrieben. :-) Und selbst wenn ich keinen Verlag finde, werde ich mir mindestens ein Exemplar drucken lassen, um einmal im Leben ein Buch von mir in den Händen zu halten. Für mich und meine Kinder. :-)
Heute bekam ich eine automatisierte Antwort vom Diogenes Verlag mit der Information, dass das Manuskript ans Lektorat weiter geleitetet wurde. Die Prüfung und ein Entscheid kann bis sechs Monate dauern. Aber allein die Begebenheit, dass ich von so einem grossen Verlag eine E-Mail bekommen habe, und nicht direkt eine Absage, hat in meinem Herz vor Freude einen Purzelbaum ausgelöst. Sind das nicht verrückte Neuigkeiten? Nun drückt mir fleissig die Daumen.
Und nun will ich euch endlich eine meiner Gedankenspielereien aus dem Buch zeigen. Es ist keine Geschichte und vom Stil her eher abweichend zu den anderen Erzählungen im Buch. Eigentlich ist es wie der Titel sagt Unsinn, genauso wie der ganze Schlammassel rund um Corona. Die Sätze entstanden ganz spontan, aus dem Bauch raus. Mal schauen, ob sie euch gefallen. ;-)
Liebe Grüsse Paula
Un.Sinn
Die Schafe folgten der Herde.
Rotkopfwürger gehören zur Risikogruppe.
Die Fledermaus war angesteckt.
Wespen waren immun.
Lämmer waren lebensfroh.
Gesunder Tierverstand.
Die Herde machte sich Sorgen.
Zweifränkler waren nicht desinfiziert.
Das WC-Papier staute sich auf der A2.
Die Strasse war leer.
Das Regal links unten auch.
Seife war ein Sonderfall.
Bei den Ravioli herrschte Krise.
Mutter jammerte.
Der Bärlauch trotzte der Frühjahrsmüdigkeit.
Blumen waren positiv.
Samen breiteten sich aus.
Annebäbi rupfte Unkraut.
Das Sturmholz flog.
Helikopter hatten kurz Arbeit.
Alter war relativ.
Sicher waren nur Helme.
Die Maske unter dem Kinn.
Die Kurve ging steil bergauf.
Der Drahtesel hatte Stromausfall.
«Bleiben Sie im Keller.
Oder auf dem Balkon.»
Dienstags.
Die Kuhglocke bimmelte um acht.
Dankeschön.
Der arme Tropf und die Astronauten.
Kinder tanzten auf der Nase.
Zehenspitzen tappten im Dunkeln.
Der kleine Tiger reiste nach Pandemie.
Kampfjets bangten um Fallzahlen.
Der Geldhahn floss.
Der Kies verdunstete in der Sommerhitze.
Campen verboten.
Verstanden?
Egal.
Seilbahnen verstaubten.
Konzerte erlitten einen Infarkt.
Lorenz suchte den Büchsenöffner.
Vroni backte Käse.
Berta hatte sich versteckt.
Die Milch wurde sauer.
Sabine und Edi blieben sich vom Leib.
Die Kuh rauchte Gras.
Die Schnapsflasche war leer.
Marienkäfer hatten die Masern.
Krebse bangten um Aufmerksamkeit.
Buon giorno war nicht chinesisch.
Die Asienreise wurde zum Rheinfall.
Genf gehört zur Schweiz.
Zalando nicht.
Die Wolken flogen bis zur Grenze.
Die Stockente entwischte zwischen dem Zaun.
Das Alphorn blies zum Trotz.
Der Zweifränkler war nicht desinfiziert.
Das Virus war Blau. Oder Grün. Oder Rot.
Wer wusste das schon.
1 Liebe Worte
Liebe Paula, ich mag ihn einfach, deinen sinnigen Unsinn!
AntwortenLöschenUnd toll, dass du es gewagt hast, dein Manuskript einzusenden und dann auch gleich Antwort erhalten hast. Kennst du den kleinen Verlag in meinem Kanton? Die verlegen gerne Bücher aus der Region.
Liebe Grüsse, Monika
Herzlichen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast, ein paar liebe Worte da zu lassen.