3:3 WORT-SALAT No 1 {Renovation}
Paula, was hast du dir nur dabei gedacht mit dem neuen Schreibprojekt? Was, wenn dir nichts einfällt zu den sechs Worten? - schoss es heute morgen durch meine Gedanken, als ich mir die Schnipsel für unseren 3:3 Wortsalat angeschaut habe. Ich war und bin voll Euphorie für das Projekt. Aber die Angst der Wortlosigkeit kennen wohl alle Schreibende. Dann habe ich mir ein Heft geschnappt, die Schnipsel-Worte aufs Papier geschrieben, eingekreist und mir alles notiert, was an Ideen durch meinen Kopf zog. Den ganzen Gedankensalat aus dem Hirn "geclustert".
Und schwup, war eine Idee geboren....
Renovation
Marianne rieb sich die Schläfen. Eine Massage, das wär's jetzt. Stattdessen eilte sie Johannes hinterher und versuchte seinen Visualisierungen zu folgen. Da eine Wand raus, da ein neuer Verputz, hier eine andere Farbe. Ein neues Sofa, eine neue Essecke, neuer Flur, eine neue Küche und ein neues Bad waren geplant. Marianne wusste nicht wo ihr der Kopf stand. Sie hatte aufgehört die Anzahl Renovationen des Einfamilienhauses zu zählen. Und sie hatte aufgehört Bananenschachteln zu zählen und zu verschenken. Sie kamen zum Einsatz, bevor sie wieder Staub ansetzen konnten. Marianne stöhnte auf. Unbemerkt, der Seufzer war ihr entwischt.
Johannes schaute sie enttäuscht an. "Jede andere Frau würde sich glücklich schätzen, wenn sie zu einem neuen Haus käme. Nur du jammerst herum, von wegen ausräumen, umräumen und einräumen." Er warf genervt den Kopf in den Nacken. "Ja aber doch nicht alle drei Jahre!", entgegnete Marianne resigniert. "Ach was, die letzte Renovation ist mindestens zehn Jahre her."
Marianne wagte nicht ihm zu widersprechen. Zu gross war die Angst, dass er sie irgendwann auch austauschen würde, so wie er es mit den Möbeln tat. Sie hatte sich ein Redeverbot auferlegt, wagte nur selten einen Einwand, und war froh, wenn sie bei ihm Trockenen bleiben konnte. Nicht so wie ihre Freundin, die nach dem letzten Streit plötzlich mit Hab und Gut im Regen stand. Dann sollte er seinen Frieden haben, und sie auch, wenn ihm das Schöner machen des Hauses so am Herzen lag.
Die nächsten Monate erschienen ihr zwar wenig aussichtsreich, den Alltag wieder inmitten von Staub und Handwerkern zu verbringen. Einpackend und wieder auspackend. Allmählich wurden ihr die ewigen Renovations-Phasen einfach zu bunt. Und nachhaltig war das bestimmt auch nicht. Aber mit ein bisschen Glück waren unter den Handwerkern wieder ein paar knackige Hintern zu bewundern. Sie erinnerte sich nur zu gut an den letzten Umbau. Und an Alfonso, den Maler. Beim Gedanken an dessen Augen wurde ihr ganz warm ums Herz. Und erst sein Dialekt! "Frau Marianne, 'aben sie vielleicht eine Besen? Isch 'abe ihn vergessen." Noch Tage später hatte Marianne mit der Hand über das Holz des Besenstils gestrichen und verträumt an Pinsel, Farben UND Alfonso gedacht.
"Marianne?" "... ja?", antwortete sie verklärt. "Träumst du?", hakte Johannes irritiert nach. Marianne zuckte zusammen und suchte nach einer Ausrede. "... hhhmmmm", sie nestelte an ihrer Schürze. "Ich habe mir gerade das neue Bad vorgestellt." Johannes legte den Arm um die Schultern seiner Mutter und meinte freudig: "Das wird super!"
~ Fortsetzung folgt ~
Schaut unbedingt auch bei Frau Mo Chrüselichopf vorbei ;-)
3 Liebe Worte
Ich kenne eine, die bekommt von ihrem Mann regelmässig ein neues, noch grösseres Auto geschnekt, obwohl sie das nicht will. Tja, wie man sich bettet, so liegt man.
AntwortenLöschen:-)
Juhui, eine Fortsetzungsgeschichte! Ic bin schon riesig gespannt wie es weiter geht!
AntwortenLöschenCooler Text und eine unerwartete Wendung am Schluss mit der Mutter... Dachte schon...
AntwortenLöschenHerzlichen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast, ein paar liebe Worte da zu lassen.